Dass die Kriegsgedenkstätte in Wereth mal über den „Großen Teich“ hinweg zu einer großen Bekanntheit avancieren würde, hätte Gründer Hermann Langer wohl niemals gedacht. Elf afroamerikanische Soldaten fielen dort einem SS-Massaker zum Opfer. Nun ist sogar ein Austauschprojekt daraus entstanden.›
Das Mahnmal, an dem das „Wereth-11“-Komitee alljährlich im Mai zu einer beeindruckenden Gedenkfeier einlädt, ist zum einzigen Zufluchtsort für während des Zweiten Weltkriegs gefallene US-GI’s afroamerikanischer Herkunft geworden.
Die Reise in die USA wurde von der US-Botschaft gesponsert.
Vor Kurzem wurde ein Austauschprojekt zwischen ostbelgischen und US-amerikanischen Studenten ins Leben gerufen. Bei einem Besuch in Atlanta hatten die BS-Absolventen Gary Jost aus Mirfeld, Luka Hennen aus Oudler, Christopher Lee Stokes aus Burg-Reuland sowie David Ihlenfeld aus Lullange die Gelegenheit, das Projekt vorzustellen und Kooperationen mit Kommilitonen anzuleiern. Begleitet wurden die vier Studierenden von Hermann Langers Kindern Silvia und Patrick Langer sowie Solange Dekeyser, die allesamt Mitglieder des Verwaltungsrates des „Wereth-11“-Komitees sind. Die Idee für dieses ehrgeizige Austauschprogramm keimte im vergangenen Jahr anlässlich des Besuches der Botschafterin Denise Campbell-Bauer und des Dozenten Mason West vom Morehouse College in Atlanta. Die amerikanische Botschaft verfolgt mit diesem Projekt das Ziel, durch die Jugendarbeit das Bewusstsein für das Opfer der elf afroamerikanischen Soldaten zu schüren, die fernab ihrer Heimat selbstlos für die Freiheit der USA und auch Europas kämpften.
„Wir stellen fest, dass die jüngeren Generationen die Freiheit und den Frieden nicht mehr wertschätzen, liegen die Ereignisse doch mehr als 70 Jahre zurück. Daher ist es umso wichtiger diese lange Periode des Friedens nicht als Selbstverständlichkeit abzutun. Wir müssen tagtäglich aufs Neue auf der Hut sein, damit unsere Grundwerte gewahrt werden. Die aktuelle Lage in der Welt ist hierfür das beste Beispiel“, so die Präsidentin Solange Dekeyser in einem Gespräch mit unserer Zeitung.
Die Reise in die USA wurde von der US-Botschaft gesponsert und stellt ein weiteres wichtiges Kapitel der belgo-amerikanischen Geschichte und Zusammenarbeit dar. Das „Nation Builders Emerging Leaders Program“, dem Mason West als Leiter vorsteht, zielt darauf ab, mit den zur Verfügung stehenden intellektuellen Möglichkeiten Probleme, die in den Ländern der Welt kriegerische Konflikte schüren, zu erforschen und entsprechende Lösungen zu finden. Die Zusammenarbeit der ostbelgischen und der US-amerikanischen Studenten soll demnach als Brückenschlag des Verstehens und der Kooperation zwischen Menschen verschiedener Herkunft, verschiedener Sprache und Kultur dienen. Neben vielen Gesprächen mit den Studenten in Atlanta hatte die ostbelgische Delegation zudem die Gelegenheit sich mit dem belgischen Generalkonsul William De Baets sowie Maria Jesus Devolx Lopez auszutauschen. Im Rahmenprogramm standen ein Besuch des Coca-Cola-Hauptsitzes, das Georgia Aquarium sowie des CNN-Stammhauses auf der Agenda. Besonders bewegend war der Besuch des Morehouse College, das zum Zeitpunkt des Besuches sein 150-jähriges Jubiläum beging. Das renommierte College ist ausschließlich schwarzen Studierenden vorbehalten und gilt in diesem Zusammenhang als Eliteschule für 2.500 Afroamerikaner. Zur großen Bekanntheit avancierte das College durch Martin Luther King, der 1948 dort seinen Abschluss machte.
Das „Wereth“-Projekt sei mit den Grundideen des großen US-amerikanischen Freiheitskämpfers vereinbar, der sich zeitlebens gegen Ungerechtigkeiten, gegen Rassentrennung und Diskriminierung einsetzte. „Die afroamerikanischen GI’s waren in den US-Streitkräften während des Zweiten Krieges ebenfalls ständiger Diskriminierungen ausgesetzt, wenngleich sie für denselben Frieden wie ihre weißen Waffenbrüder kämpften und ihr Leben opferten. Mit dem Gedenken an sie sorgen wir auch in diesem Sinne für eine späte Rehabilitation“, erklärte Solange Dekeyser. Bei der von Mason West im bekannten Wells Fargo Building organisierten Benefizveranstaltung referierten die vier ostbelgischen Studierenden vor großem Publikum und hoben die Wichtigkeit der Erinnerung an die elf ermordeten US-GI’s hervor. Abschließend warfen die Vier die Frage in die Runde „Hätten Sie im Dezember 1944 ähnlich wie Mathias Langer gehandelt, die Tür für elf völlig fremde schwarze Soldaten geöffnet und dabei das eigene und das Leben der gesamten Familie in Gefahr gebracht?“. Für den Videobericht und die emotionale Rede vor Honoratioren wie dem Stadtratspräsidenten Caesar Mitchell, Generalkonsul William De Baets sowie dem Präsidenten der deutsch-amerikanischen Handelskammer, Anton F. Mertens erhielten die ostbelgischen Studenten großen Applaus.
Am 13. Mai bei der diesjährigen Gedenkfeier in Wereth werden die US-Studenten Belgien einen Besuch abstatten.
Am 13. Mai bei der diesjährigen Gedenkfeier am Wereth-Memorial werden die US-Studenten Belgien einen Besuch abstatten. Somit werden Jugendliche zu Botschaftern der Völkerverständigung. Ein tolles Projekt, das in den kommenden Jahren fortgesetzt werden wird, damit die gelebte Geschichte nicht vergessen wird und den kommenden Generationen weiterhin als Warnung dienen kann, sich tagtäglich für den Frieden und die Freiheit auf der Welt einzusetzen.