Sie finden Fotos der Gedenkfeier auf der Flickr-Seite von Paul Mckelvie: https://www.flickr.com/photos/macca-46/52093940090/in/album-72177720299180287/
Beitrag von Gerd Hennen / grenzecho.net (22. Mai 2022)
In Wereth wurde am Samstag den vor nunmehr 78 Jahren massakrierten afroamerikanischen Soldaten gedacht. Am 17. Dezember 1944 bot der Landwirt Mathias Langer elf, in den Wirren der winterlichen Ardennenoffensive von ihrem Truppenverband abgeschnittenen afroamerikanischen Soldaten Hospiz. Die Freude währte nur kurz, denn einheimische Nazisympathisanten verrieten die GIs, die von SS-Soldaten gestellt und gefangen genommen wurden. Kurze Zeit später wurden die elf Soldaten etwas außerhalb des Weilers gefoltert und hingerichtet. Erst einige Monate später wurden die Leichen unter den Schneemassen geborgen.
1994 errichtete Hermann Langer, als damals zwölfjähriger Zeitzeuge des Massakers, einen Gedenkstein. Für die Gedenkfeier anlässlich des 78. Jahrestages des Massakers herrschte erneut großer Bahnhof im kleinen Wereth. Neben der US-Botschaftsberaterin für öffentliche Angelegenheiten, Amy Grier, waren auch die hiesigen Politiker Karl-Heinz Lambertz, Oliver Paasch, Erik Wiesemes, Gregor Freches sowie Vertreter des Militärs wie Lt. Colonel Beckers, Colonel Dupont, Wirtz, Alain Jetteur und Kurt Maertens gekommen, um den gefallenen Helden die Ehre zu erweisen. Auch eine Familie aus Rumänien wohnte der bewegenden Zeremonie in Verbundenheit mit dem ukrainischen Brudervolk bei. Zu Besuch war zudem Sandra Green, die Nichte des vor 78 Jahren ermordeten GIs Robert Green.
In ihrer Ansprache betonte Solange Dekeyser, dass die gefallenen Soldaten für die Werte kämpften, die wir in unserer alltäglichen Bequemlichkeit mitunter als selbstverständlich erachten und die gerade durch die momentane Aggression von Putin konkret in Gefahr geraten. „Die Erinnerung bleibt bestehen, wenn wir gegen das Vergessen angehen und die Werte wie Toleranz, Mitgefühl, Zivilcourage und Freiheits- und Friedensliebe propagieren. All das sind die Werte, die die Familie Langer den afroamerikanischen GIs entgegenbrachte und die für diese jungen Männer ein trügerischer Hoffnungsschimmer waren.“
Chaplain Cpt. Thomas J. Simmons betonte, dass das Gebet in diesen Tagen der Verunsicherung wichtigster Ankerpunkt für den Menschen sei. „In Tagen wie diesen rücken wir Menschen zusammen und werden zu einer Einheit, einer Einheit gegen die Unterdrückung, gegen den Krieg und für den Frieden auf der Welt“.
Bürgermeister Erik Wiesemes unterstrich den Aspekt des sich ständigen Erinnerns, damit die jüngeren Generationen nicht wieder auf nationalistisch-diktatorische Narrative von politischen Herrschern hereinfallen. „Wir dürfen nicht nur in der Vergangenheit schwelgen, sondern müssen unsere Lehren und Schlüsse ziehen, damit Völkerverständigung und friedliches Miteinander unter den Menschen zur Maxime werden. Hierfür heißt es gegenüber von anti-demokratischen und kriegsverherrlichenden Tendenzen und Strömungen wachsam zu sein und diesen mutig entgegenzuwirken“. Amy Grier von der US-Botschaft in Brüssel betonte, dass die Vereinigten Staaten ähnlich wie bereits vor 80 Jahren dafür einstehen um zusammen mit Europa Freiheit und Unabhängigkeit gegen Unterdrückung zu verteidigen. „Für diese Grundsätze steht Amerika nach wie vor.“
Commander Hattie Maxwell von der „National Association of Black Veterans“ dankte den elf gefallenen Kameraden. „Wir sind es ihnen schuldig, die Mission zu vollenden, für die sie ihr Leben gaben, nämlich den Unterdrückten Freiheit und Demokratie zu bringen und die Welt von jedweder tyrannischer Herrschaft zu befreien. „Slawa Ukraine!“, so die Vertreterin des Veteranendienstes.
In diesem Jahr erlebten Schulkinder der Gemeindeschule Iveldingen die Zeremonie hautnah und fungierten als „Blumenkinder“ bei der obligaten Kranzniederlegung. Nach den Salutschüssen der Ramstein Base Honor Guard, dem Abspielen der Nationalhymnen sowie einem musikalischen Intermezzo des Vogelweh Gospel Service Choir und dem Abmarsch der Color Guard vom Landstuhl Regional Medical Center unter der Leitung von SFC Richard Aguilar luden die beiden „Masters of Ceremony“ Gary Jost und Luka Hennen die Festgemeinde in die Schützenhalle nach Medell ein, wo bei einem Mittagessen auch ein reger Austausch stattfand.